Lecture: Andrea Gremels. Film: NAZARÍN

Donnerstag, 9. Februar 2023, 20 Uhr

Andrea Gremels (Frankfurt)
Nazarín als „heiliger Exot“ und Figur des kulturell Anderen

NAZARÍN (1959) fällt in Buñuels mexikanische Schaffensphase. In dieser Zeit beschäftigt er sich intensiv mit dem Werk von Benito Pérez-Galdós, einer der bedeutendsten spanischen Schriftsteller des realistischen Romans im ausgehenden 19. Jahrhundert. Der Vortrag von Andrea Gremels legt ein besonderes Augenmerk auf die Darstellung Nazaríns als „heiligem Exoten“. Buñuels Nazarín ist ein Fremder, der aus Sevilla in die mexikanische Provinz gekommen ist. Die Naivität, die Buñuels Hauptfigur so oft bescheinigt worden ist, lässt sich nicht nur auf dessen frommen Idealismus zurückführen, der im eklatanten Kontrast zur gesellschaftlichen Realität der unteren Schichten steht. Vielmehr richtet er durch sein Handeln Unheil an, weil er gänzlich blind ist für die soziokulturellen Codes und ungeschriebenen Regeln von Machismo, Klientelismus und Spiritismus, wie sie in der mexikanischen Populärkultur vorherrschen. Die Gewalt, Erotik und religiöse Ekstase, die Nazarín ungewollt auslöst, stehen im Zeichen von Buñuels surrealistischem Interesse an der Vorherrschaft des Unbewussten, die auch in seinem realistischen Kino der mexikanischen Phase zu erkennen ist.

Andrea Gremels ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für romanische Sprachen und Literaturen der Goethe-Universität Frankfurt. Ihre Schwerpunkte sind die französischen und lateinamerikanischen Literaturen und Kulturen des 20. Jahrhunderts, transkulturelle Studien und Migrationsliteraturen sowie der internationale Surrealismus.

Vortrag in deutscher Sprache

Film: NAZARÍN (MX 1959, 94 Min.)

 

Mitschnitt der Veranstaltung:

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